"Zur Straßenseite nicht zu protzig", bestimmte Kaiser Wilhelm I, "damit das Volk nicht unruhig wird". So lautete die knappe Bauordnung für die Villenkolonie Neubabelsberg, die in den 1870er
Jahren hinter Schloss Babelsberg, direkt am Griebnitzsee, entstand. Das nahe gelegene Sommerschloss des Kaisers und seiner Frau Augusta strahlte ein wenig höfischen Glanz auf das
Forstgebiet am Rande des Griebnitzsees aus – denn "Schlossnähe hieß Kaisernähe" .
1871 kauften die 2 Regierungsbauräte Hermann Gustav Louis Ende und Friedrich Wilhelm Böckmann größere Landabschnitte dort und beantragten bei der Preußischen Regierung die Errichtung einer
Landhaus – und Villenkolonie für das Berliner Großbürgertum. Sie zogen damit zumeist Industrielle, Bankiers, Künstler und Wissenschaftler an. Wer sich hier niederließ, hatte etwas erreicht im
Deutschen Reich. Sie ließen sich ihre Villen von Mies van der Rohe, Hermann Muthesius und anderen namhaften Architekten bauen - viele Baustile der Jahrhundertwende und früherer Zeiten sind hier
versammelt.
In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts traf man hier Filmstars wie Heinz Rühmann, Brigitte Horney und Marika Rökk, aber auch den Boxer Max Schmeling und seine Frau Anny Ondra.
Wegen der Nähe zur Filmstadt Babelsberg wohnten sie einige Zeit in den Neubabelsberger Villen. Während der Potsdamer Konferenz (17. Juli bis 02. August 1945) residierten hier die alliierten
Regierungschefs Harry S. Truman, Winston Churchill und Josef Stalin und die Villenkolonie geriet in den Blick der Weltöffentlichkeit.
Zu DDR-Zeiten befanden sich in den Häusern u.a. öffentliche Einrichtungen, 11 Villen beherbergten die Hochschule für Film und Fernsehen. Der See und sein Ufer galten als Sperrgebiet -
die Grenze verlief damals mitten durch den Griebnitzsee. Die meisten Villen verfielen auf Grund mangelnder Erhaltungsarbeiten. Heute sind so gut wie alle Häuser wieder renoviert. Freuen Sie sich
daher auf einen Spaziergang entlang großartiger Architektur verbunden mit Geschichten und Anekdoten seiner ehemaligen Bewohner.